Aufbau eines 2-Takt-Vergasers
Alles zu Funktion und einzelnen Komponenten
Das Thema Vergaser steht bei jeder Fachsimpelei unter Töfflimeitli und Töfflibuebe hoch im Kurs. Wer in diesen Runden mitreden will, sollte natürlich mit dem Aufbau und der Funktion der Baugruppe vertraut sein. Und wenn nicht? Kein Problem, denn wir erklären dir die Grundlagen und Basics rund um das Thema 2-Takt-Vergaser.
Warum ist das Wissen über den Aufbau des Vergasers so wichtig?
Hast du dich bisher um das Einstellen deines Vergasers oder die Vergaserreinigung herumgedrückt, wird es höchste Zeit, das zu ändern. Um es gleich vorwegzunehmen: Das alles ist kein Hexenwerk, wenn du den Aufbau eines Vergasers einmal verstanden hast, die Funktion der einzelnen Komponenten einordnen kannst und weisst, wie du Abweichungen von der optimalen Einstellung erkennst.
Damit der Verbrennungsmotor deines Mofas seine Arbeit verrichten kann, muss ein zündfähiges Gemisch aus Kraftstoff und Luft hergestellt werden. Das ist die Aufgabe des Vergasers. Sein raffinierter Aufbau und das exakt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel sorgt dafür, dass Kraftstoff und Luft im richtigen Mengenverhältnis zusammengeführt, zerstäubt und in den Verbrennungsraum des Motors eingeleitet werden. Ziel ist es, das Gemisch so einzustellen, dass der Kraftstoff nicht verschwendet wird und der Motor sein Leistungspotenzial optimal ausschöpft. Das ist in der Realität komplizierter, als es sich für den Laien möglicherweise anhört, denn die Anforderungen des Motors im Leerlauf oder im Teil- beziehungsweise Volllastbetrieb sind sehr unterschiedlich.
Sonderfall Getrenntschmierung
Bei der Mehrzahl der Mofas erfolgt die Schmierung direkt über den Kraftstoff. Das heisst, diese Fahrzeuge werden mit Benzin betankt, dem ein kleiner Anteil Motoröl zugesetzt ist. Dieses Verfahren wird als Gemischschmierung bezeichnet. Im Unterschied dazu gibt es auch Motoren, die mit der sogenannten Getrenntschmierung arbeiten. Dieses technisch aufwendigere Verfahren wird auch als Frischölschmierung bezeichnet. Fahrzeuge mit Getrenntschmierung verfügen über einen kleinen, zusätzlichen Tank und eine Dosierpumpe. Sie kann zum Beispiel von der Kurbelwelle angetrieben werden und sorgt dafür, dass das Öl im Ansaugtrakt zugesetzt wird. Es leuchtet ein, dass der Aufbau des Vergasers bei diesen Fahrzeugen ein anderer ist als bei Töfflis mit Gemischschmierung.
Aufbau und Funktion von Hauptdüse, Schieber und Düsennadel
Bei Töfflis und anderen Fahrzeugen oder Geräten, die von 2-Takt-Motoren angetrieben werden, kommen unterschiedliche Varianten vor, der prinzipielle Aufbau dieser Vergaser ist aber im Wesentlichen bei verschiedenen Modellen vergleichbar. Es gibt sowohl für die Kraftstoffzugabe als auch für die Optimierung der Luftzufuhr spezielle Drossel- und Steuersysteme. Eines haben alle diese, meist aus Messing oder Aluminium bestehenden Teile gemeinsam: Sie sind sehr präzise gefertigt. Daran herumzuschleifen oder zu feilen, wie es gelegentlich zur Leistungssteigerung als Geheimtipp empfohlen wird, ist also für Hobbybastler keine gute Idee. Im Folgenden werden wir die einzelnen Komponenten der Gemischaufbereitung näher erläutern.
Hauptdüse
Für die Zusammensetzung des Gemischs im Voll- und Teillastbereich ist die Grösse der Hauptdüse entscheidend. Je grösser die Vergaserdüse ist, desto mehr Kraftstoff kann zugemischt werden. Diese Düse lässt sich bei Bedarf einfach austauschen. Ist beispielsweise eine magerere Gemischaufbereitung das Ziel, wird eine kleinere Hauptdüse eingesetzt. Erfahrene Schrauber besitzen ein Set mit Hauptdüsen in verschiedenen Grössen. So sind sie jederzeit in der Lage, die Leistung des Motors und den Verbrauch von Kraftstoff mit wenigen Handgriffen zu optimieren. Dieses Teil wird gelegentlich fälschlicherweise auch als Nadeldüse bezeichnet.
Leerlaufdüse oder Nebendüse
Welche Funktion diese Düse hat, lässt sich leicht erraten. Sie bestimmt die Zusammensetzung des Kraftstoffgemischs bei Standgas-Betrieb, hat aber auch Auswirkungen auf den Teillastbereich. Startet dein Mofa nur widerwillig oder zickt es beim Übergang zum Volllastbetrieb, sind die Grössen von Haupt- und Nebendüse vermutlich nicht optimal aufeinander abgestimmt.
Düsennadel
Wie bereits erläutert, bestimmt der Aufbau und die Grösse der Hauptdüse, welche Menge Kraftstoff maximal zugesetzt werden kann. Da dieser Maximalwert nur unter Volllast benötigt wird, ist eine zusätzliche Regulierung erforderlich. Dafür ist die Düsennadel zuständig. Sie ist konisch geformt und kann sich im Düsenstock der Hauptdüse auf- und nieder bewegen. In Abhängigkeit davon, wie tief sie in den Düsenstock eintaucht, wird die dem Gemisch zugefügte Kraftstoffmenge grösser oder kleiner.
Schwimmer
Wer über den Aufbau des Vergasers spricht, kommt nicht an der Schwimmerkammer vorbei. Sie verdankt ihren Namen einem Teil, das Schwimmer genannt wird. Das Teil hat die Aufgabe, den Kraftstoff-Zufluss zu steuern. Du kannst es dir wie einen kleinen Ballon vorstellen, der auf der Oberfläche des Kraftstoffes schwimmt, der in die sogenannte Schwimmerkammer geleitet wird. Die an ihm befestigte Schwimmernadel sorgt dafür, dass der weitere Benzinzufluss gestoppt wird, sobald ein definierter Pegelstand erreicht ist. Erst wenn der Pegelstand beim Laufen des Motors wieder sinkt, wird der Zufluss erneut geöffnet.
Schieber
Der Schieber hat seinen Platz im Ansaugkanal und sorgt für den richtigen Anteil Luft im Gemisch. Er gehört zu den Verschleissteilen, weil er dem Luftstrom permanent ausgesetzt ist.
Einrichtungen für den Kaltstart
Du brauchst nicht allzu viel Fantasie, um dir vorzustellen, dass die Temperatur beim Starten deines Hödis eine wichtige Rolle spielt. Sind Motor und Vergaserteile kalt, schlägt sich der Kraftstoff an den Oberflächen nieder und die Zusammensetzung des Gemischs verändert sich. Darum verfügen Zwei-Takt-Motoren häufig über zusätzliche Kaltstarteinrichtungen wie einen Choke oder Tupfer, mit denen die Gemischaufbereitung in der Startphase beeinflusst werden kann.
Auf das Zusammenspiel der Komponenten es an!
Den Aufbau eines Vergasers kennst du nun. Entscheidend für die optimale Leistung ist aber das austarierte Zusammenspiel von Hauptdüse, Düsennadel, Schwimmer & Co. Bevor du dich an die Wartung oder Einstellung machst, solltest du die Funktion, zumindest in groben Zügen, verstanden haben. Die für die Gemischaufbereitung benötigte Luft wird durch Unterdruck angesaugt. Auf dem Weg zum Motor-Innenraum werden Kraftstoffpartikel durch die Öffnungen von Haupt- und Nebendüse mitgerissen. Der Schieber ragt in den Luftkanal hinein. Betätigst du den Gasgriff an deinem Töffli, sorgst du dafür, dass der Schieber angehoben wird. Die an ihm befestigte Nadel bewirkt, dass sich der Spalt mehr oder weniger öffnet und du auf diese Weise mehr oder weniger Gas gibst.
Auch wenn du den Aufbau verstanden hast, wirst du bei deinen ersten Abstimmungs-Versuchen feststellen, dass der Teufel im Detail steckt. Mit ein wenig Geduld wirst du ein Gespür für Aufbau und Funktion dieser wichtigen Baugruppe entwickeln. Diese Mühe lohnt sich, denn nur bei einwandfreier Funktion kannst du den Spass beim Fahren in vollen Zügen geniessen.
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