Besuch im Töfflimuseum Lütisburg
Mehr als ein Museum: hier lebt der Kult
Ein Paradies für Töfflimeitlis und Töfflibuebe
Früher drehte sich einfach alles in unserem Leben um Mofas. Zündapp, Puch oder Piaggio, das war unsere Welt. Doch dann wurden wir älter. Anstatt weiterhin mit dem Töffli unterwegs zu sein, träumten wir nun vom eigenen Auto, gründeten Familien, bauten Häuser und hatten anderes im Kopf als Slow Riding Culture.
Nicht selten landeten unsere motorisierten Zweiräder im Schuppen oder sogar auf dem Schrottplatz. Jahre später, als wir satt waren und nur noch wenig Wünsche hatten, die wir uns nicht schon erfüllt hatten, da fühlte sich unser Leben plötzlich eintönig an. Doch dann entdeckten wir das Töfflimuseum Lütisburg. Und wir erinnerten uns wieder an das legendäre Zweitaktgeräusch, das Gefühl grenzenloser Freiheit und an unser geliebtes Sackgeldverdunsterli, für das wir damals alles getan hätten. Zum Glück ist der Kult immer noch am Leben. Einer der dafür sorgt, dass das auch künftig so bleibt, ist Marcel Büchler. Er leitet das Töfflimuseum Lütisburg. Um seine beeindruckende Sammlung legendärer Töfflis zu bestaunen, haben wir uns auf den Weg gemacht und sind beeindruckt.
Museumsdirektor mit Benzin im Blut
Bereits auf dem Weg nach Lütisburg begegneten uns zahlreiche Menschen, die sich mit ihrem Zweirad in die gleiche Richtung aufgemacht haben: zum Töfflimuseum Lütisburg. Das ist keine Seltenheit, längst lockt die Sammlung Töfflimeitlis und Töfflibuebe aus der gesamten Schweiz an, die es sich natürlich nicht nehmen lassen, mit ihren Piaggios, Puchs oder ihrer Sachs anzureisen. Es gibt Tage, an denen parken an die 100 Töfflis vor dem Museum, so berichtet es Museumsbetreiber Marcel Büchler. Bereits in jungen Jahren entflammte bei ihm die Leidenschaft für motorisierte Zweiräder. Er ist einer, der Benzin im Blut hat. So ist es nicht verwunderlich, dass er Karriere als Rennfahrer machte. Insgesamt nahm der Rennsportenthusiast an 360 Rennen teil, von denen er 100 gewann. Weit über 100 Mal gelang ihm der Sprung aufs Podest. Zu seinen grössten Erfolgen zählt der zweite Platz beim Bridgestonecup 1996 sowie der Gesamtsieg beim Yokohama-Cup 1993.
Es versteht sich von selbst, dass so jemand auch nach dem Ende seiner aktiven Rennkarriere, seine Energie den Zweirädern widmet. Marcels Leidenschaft war so gross, dass es ihm nicht reichte, an Töfflis zu schrauben. Als leidenschaftlicher Liebhaber von motorisierten Zweirädern musste es mehr sein. So reifte der Entschluss, ein Zweiradmuseum zu eröffnen, um so seltene und edle Töfflis zu erhalten. Mittlerweile ist eine beeindruckende Sammlung an edlen Mofas zusammengekommen – ein wahres Paradies für Töfflifans.
Beeindruckender Fundus: Wenn Töfflis erzählen könnten
Die Museumssammlung bietet alles, was Klang und Namen hat. Wer nun denkt, das Töfflimuseum würde sich auf Exemplare der Siebziger- und Achtzigerjahre beschränken, der wird angenehm überrascht. Wahre Schätze aus der Frühzeit der Automobilisierung sind hier zu bestaunen. Das älteste Fahrzeug im Haus ist eine wunderschöne FN aus dem Jahr 1910, die von dem belgischen Hersteller Fabrique Nationale aus Herstal stammt. Auch eine Wanderer von 1913 ist vertreten. Sogar ein Töffli mit Seitenwagen ist darunter, ein echtes Highlight im Töfflimuseum. Wer sich lange genug in der Nähe aufhält, kann die staunenden Blicke zählen, die das ausgefallene Gefährt auf sich zieht. Ein besonderes seltenes Ausstellungsstück ist zweifelsfrei ein Kleinmotorad der Marke Universal aus der Schweiz. Baujahr dieser Rarität ist 1950, damit stammt es aus einer Zeit, in der das Mofa immer beliebter wurde. Neben dem puren Genuss, sie in natura zu bestaunen, ist der Besuch eine lehrreiche Reise durch die Geschichte der Mofas und Kleinmotorräder.
Legendäre Mofas – Davon träumt ein Museumsdirektor
Wie Marcel Büchler einräumt, fehlen noch neun Marken in der Sammlung. Diese sind: Leifa, Dobi, Aarius, Marathon, ACO, Corona, Hermes und Vampire. Da er immer wieder auf Töfflimeitlis und Töfflibuebe trifft, die dem Museum aus Altersgründen ihr Töffli anvertrauen, findet sich hier vielleicht noch Abhilfe. Bis dahin bleiben genügend andere Marken, die das Herz erfreuen. Seine besonderen Lieblinge stammen von Pony, Universal und Lista. Wer die drei edlen Töfflis erblickt, kann dies nachvollziehen. Wie alle Ausstellungsstücke sind auch seine Lieblinge in einem Topzustand, sodass sich die Frage stellt, welche guten Geister all die schönen Töfflis in Schuss halten.
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Bildquellen:
Mofa mit Sozius: © Mattoff - stock.adobe.com
Weitere lässige Artikel
Die schönsten Mofatouren durch die Schweiz
Ötztaler Mopedmarathon 2020