KTM
Bei Mofas aus Österreich denkt jedes Töfflimeitli und jeder Töfflibuebe mit Sicherheit reflexartig an Puch. Doch in unserem östlichen Nachbarland waren zur Blütezeit noch weitere renommierte Töffli- und Motorradschmieden ansässig, die bis heute unvergessen sind. Zu diesen gehört mit Sicherheit die KTM Motor-Fahrzeugbau KG. Den Ingenieuren und Konstrukteuren von KTM verdanken wir das liebenswerte Foxi-Töffli, das zuverlässige Modell Hobby oder den GP40-Hobel. Ausserdem übernahm die österreichische Zweiradschmiede zeitweise auch die Endmontage der berühmten Pony-Mofas des Herstellers Amsler & Co. AG. Wir stellen dir den Hersteller, seine Geschichte und seine berühmtesten Töfflis genauer vor.
Sitz | |
Status | Aktiv |
Gründung | 1934 |
Unternehmensgründung und Anfangsjahre
Kraftfahrzeuge, Trunkenpolz, Mattighofen oder kurz KTM war der Name der Schlosserwerkstätte, die Hans Trunkenpolz im Jahr 1934 in besagtem österreichischen Städtchen gründete. Der Firmengründer schraubte zunächst höchstpersönlich an Velos, motorisierten Zweirädern und Kraftfahrzeugen aller Art, um diese wieder auf Vordermann zu bringen. Das Geschäft florierte und schon bald stieg der Firmengründer auch in den Handel mit Fahrzeugen ein. Trunkenpolz verkaufte die beliebten DKW-Motorräder und Autos der Marke Opel. Ein voller Erfolg und der Aufstieg seines jungen Unternehmens setzten sich nahtlos fort. Daran änderte auch der schreckliche Zweite Weltkrieg nichts. Doch anstatt Zweiräder und Autos zu verkaufen, setzte man bei der späteren Mofaschmiede in den Kriegsjahren nun Dieselmotoren für die deutsche Armee instand. Dank dieser Aufträge blieb man in Mattighofen auf Wachstumskurs, bei Kriegsende im Jahr 1945 beschäftigte der vormals kleine Schlossereibetrieb schon 35 Mitarbeiter und expandierte auch in den Folgejahren. Die Gründung einer eigenen Giesserei erlaubte auch den Einstieg in die Komponentenfertigung für Motoren. Dies erwies sich als echter Glücksfall, denn das Brot- und Buttergeschäft, das zu dieser Zeit die Instandsetzung und Reparatur von Motoren war, entwickelte sich ab den 1950er-Jahren stark rückläufig.
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Die Entwicklung der ersten Motorräder
Um der wirtschaftlichen Misere zu begegnen, war es der Plan von Trunkenpolz, in die Produktion von Fahrzeugen einzusteigen. Ab dem Jahr 1951 entwickelte man deswegen in Kooperation mit dem österreichischen Motorenspezialisten Rotax das erste Leichtmotorrad, das Modell Moser-KTM 100. In dieser Zeit stieg dann auch der finanzkräftige Kompagnon Ernst Kronreif ins Unternehmen ein. Mit seinen finanziellen Mitteln konnte nicht nur die Zweirad-Serienproduktion angeschoben und ausgebaut werden, das „K“ im Firmennamen wurde neu belegt. Fortan hiess der Hersteller KTM-Motorfahrzeugbau KG, Kronreif & Trunkenpolz Mattighofen. Bis Anfang der 1960er-Jahre wurde aber nicht nur die Produktion gesteigert, sondern auch die Modellpalette des österreichischen Herstellers wurde fleissig erweitert. Allerdings sollte es noch ein paar Jahre dauern, bis die ersten echten Mofas das Werk in Mattighofen-Schalchen verlassen sollten. Bis dahin lancierte der Hersteller die sehr erfolgreichen Motorradmodelle Tourist, Mustang oder Tarzan und Roller wie die Modelle Mecky, Mirabell, Ponny I sowie Ponny II auf dem Markt.
Sportliche Erfolge im Motorcross und das erste Crossmofa
Parallel zur Entwicklung neuer Modelle engagierte sich der Hersteller zum immer beliebter werdenden Motorsport und erzielte dabei beachtliche Erfolge sowohl bei Strassenrennen als auch auf Rennstrecken. Doch zum besonders erfolgreich waren die von KTM entwickelten Maschinen im Motocross oder, wie man damals zu sagen pflegte, im Geländesport. Der besonderen Verbindung zum Motocross ist sicher auch die Lancierung des Comet-Hödis im Jahr 1964 zu verdanken. Dieses Zweirad war eines der ersten echten Sport-Töfflis. Als Comet-Cross-Variante war dieser Hobel eine wirklich geländegängige Maschine und damit ein echtes Pionier-Zweirad, zumindest in dieser Kubikklasse. In der Version für den österreichischen Markt wurde das Comet-Hödi von einem Puch V-Motor angetrieben und lieferte 2,6 PS. Dieses Zweirad war eines der erfolgreichsten Modelle jener Jahre. Bereits zwei Jahre nach Produktionsbeginn waren 10 000 Exemplare produziert und verkauft.
Foxi, SM 25 und KTM-Ponys
Bei den zahlreichen Exportversionen seiner anderen Zweitakter setzte der Hersteller in Sachen Motor aber nicht auf Puch-Aggregate. Die meisten Töfflis, die bis Ende der 1970er-Jahre entwickelt und produziert wurden, waren mit einem Sachs-505-Motor ausgerüstet. Das gilt auch für eines der beliebtesten Töfflis des Herstellers, die Rede ist von dem Modell Foxi, das aber erst ab 1980 gebaut wurde. Dank einer Upside-Down-Federgabel, die übrigens in baugleichem Zustand auch in den Zündapp-Modellen ZA10 und ZA20 zum Einsatz kam, und Stereo-Stossdämpfer am Hinterrad, sind die Ausfahrten auf einem Foxi-Töffli bis heute eine sehr komfortable Angelegenheit. Für die 1,36 PS Leistung sorgte auch bei diesem Mofa ein fahrtwindgekühlter Sachs-505-Motor, der von einem BING 85/10/101-Vergaser, wahlweise in der Version A oder B, beatmet wurde. Ebenfalls ein Kind der späten 1970er- bzw. der frühen 1980er-Jahre ist das KTM-Mofa SM25. In seiner Zeit galt dieses Töffli als echtes Oberklassemodell. Seine bullige Optik mit durchgängiger Sitzbank erinnert ein wenig an die Konkurrenzmodelle G3 und GT des Herstellers Hercules, die kurze Zeit nach dem KTM-Mofa lanciert wurden. Die ersten SM25-Töfflis waren mit Sachs-503-Aggregaten motorisiert, spätere Modelle wurden dagegen mit einem Sachs-506 ausgestattet. In dieser Zeit übernahmen die Österreicher auch für einige Jahre die Endmontage der Pony-Mofas des Schweizer Herstellers Amsler & Co. Beide Mofaschmieden hatten bereits seit Mitte der 1960er-Jahre eng kooperiert. Zunächst bezog Amsler lediglich einzelne Komponenten für seine Pony-Töfflis von den Österreichern, entschied sich dann aber dafür, die komplette Montage aus Kostengründen ins östliche Nachbarland zu verlegen. Die Mofas, die in dieser Zeit gefertigt wurden, tragen deswegen den inoffiziellen Namen KTM-Pony, nicht zu verwechseln mit dem bereits erwähnten KTM-Roller Ponny. Diese Episode war jedoch nur von kurzer Dauer, nach wenigen Jahren holte Amsler die Produktion wieder ins heimische Feuerthalen, wo die Töfflis bis zum heutigen Tag produziert werden. Ganz im Gegensatz zu den KTM-Mofas.
Niedergang und Ende der Mofaproduktion
Obwohl die österreichische Mofaschmiede noch Mitte der 1980er-Jahre mit seiner Mofa-Sparte einen Millionenumsatz im zweistelligen Bereich machte, geriet das Unternehmen, das auch Velos und Werkzeuge produzierte, finanziell in Schieflage, sodass Insolvenz und anschliessende Zerschlagung des Unternehmens unausweichlich wurden. Für die Mofaproduktion bedeutete dies das Aus, die anderen Geschäftssparten wurden ausgegliedert und teilweise in separaten Unternehmen weitergeführt. So werden beispielsweise KTM-Motorräder bis zum heutigen Tage unter dem Dach der Pierer Mobility AG weiterhin gebaut. Die Perlen Foxi, Comet, SM 25 und andere Töfflis des Herstellers sind aber bis zum heutigen Tage unvergessen. Dass man hier und da eines der liebenswerten Töfflis des Herstellers auch auf Schweizer Strassen sehen kann, ist jenen Töfflimeitli und Töfflibuebe zu verdanken, die ihre Mofas mit viel Leidenschaft und Liebe pflegen.