Alpa Chopper: Ersatzteile sind Raritäten
Traumtöfflis aus Sirnach
Leider ist die Produktion des Alpa Choppers mittlerweile eingestellt. Gebaut wurde das Töffli von der Alpa-Werke AG, die der Firma Stähli gehörte. 1942 gegründet, produzierte das Unternehmen Stähli zunächst Velo-Teile. Ab 1961 begann die Firma in den Werken in Sirnach endlich mit der Herstellung von Töfflis. Die Hobel wurden unter der Marke Staco auf den Markt gebracht und zunächst mit Sachs-Motoren ausgerüstet.
Im selben Jahr startete auch die Herstellung von Velos an dem neuen Standort in Thun. Die Velos, die ebenfalls unter der Marke Staco vertrieben wurden, gelten mittlerweile übrigens wie die meisten Töfflis dieses Herstellers als echte Klassiker. Andere bekannte Töfflis dieser Mofaschmiede waren zum Beispiel der Staco Alpa ML-Hobel, der ab 1970 hergestellt wurde. Werkseitig wurde bei dem ML-Töffli ein Sachs-Motor, Typ 503/2AL-CH verbaut. Beatmet wurde der Sachs-Motor des auf 19-Zoll-Rädern rollenden Töffli von einem Bing-Vergaser 1/12/211, Übersetzung 15:40. Weitere erfolgreiche Modelle des Herstellers wurden auf die klangvollen Namen „Rodeo“, „Tornado“ oder „Turbo“ getauft. Doch keins ist so legendär wie der Alpa Chopper. Ein echtes Schweizer Kult-Töffli, das leider viel zu selten auf den Strassen zu sehen ist.
Die Töffliversion des Choppers: Eine echte Innovation
Spätestens seit dem Film „Easy Rider“ ist der Chopper für viele der Inbegriff eines coolen Bikes. Dennis Hopper und Peter Fonda wurden zu wahren Identifikationsfiguren und ihre Bikes erlangten Kult-Status. Der Name des neuartigen Modells leitet sich von dem englischen Verb to chop ab, was so viel bedeutet wie abhacken. Und das war Programm. An den ersten Choppern wurde alles abgebaut was überflüssig schien. Zum charakteristischsten Merkmal avancierte aber die verlängerte Vordergabel und die auffällige Form des Lenkers. Diese Bauweise ist ideal für einen stabilen Geradeauslauf. Also wie gemacht für die endlosen und schnurgeraden Landstrassen Nordamerikas. Diese Konstruktion sorgte für eine veränderte Sitzposition und ergab ein völlig verändertes Fahrgefühl.
Allerdings lässt sich ein Motorrad oder Töffli mit verlängerter Vordergabel in Kurven ziemlich schwer manövrieren. Doch das gewöhnungsbedürftige Fahrverhalten nahmen die Chopper-Fahrer in Kauf – manchmal ist Aussehen eben doch alles. Die Modelle waren angesagt, allerdings wurden sie lange nicht serienmässig produziert, sodass jeder der in Dennis Hopper-Manier unterwegs sein wollte, selbst zum Werkzeug greifen musste, um den Umbau vorzunehmen.
Die Alpa-Werke schufen Abhilfe und brachten in den 80er-Jahren ihre Töffliversion des Choppers auf den Markt. Wie es sich gehört, verfügt der Alpa Chopper im Originalzustand über die charakteristische Vordergabel. Auf alle Teile, die gesetzlich nicht zwingend vorgeschrieben waren, verzichtete die Sirnacher Töfflischmiede, sodass ein authentischer und überzeugender Chopper-Look herauskam. Leider wurden nur zwischen 500 oder 600 Fahrzeuge dieses innovativen und wunderschönen Töfflis gefertigt. Der Hobel war technisch voll auf der Höhe seiner Zeit. Er verfügte mit über das Beste, was an technischer Ausstattung in jener Zeit auf dem Markt war. Die modernen Franco-Morini-Motoren waren kräftig genug, um das Sirnacher Töffli mühelos auf 45 Stundenkilometer zu katapultieren und zwar ganz ohne Motoren- oder Vergaser-Frisur oder sonstiges Tuning. Drei Lackierungen konnte man damals werksseitig aussuchen: Perlmutt, blau und rot. So oder so, Töfflis der Sirnacher Töfflischmiede gelten heute nicht nur als Kult, sie sind eine echte Rarität. Kein Wunder bei den Stückzahlen.
Licht am Ende des Tunnels: Alternativlösungen für rare Ersatzteile
So rar wie der Hobel aus Sirnach selbst ist, sind es auch die Ersatzteile. Töfflibuebe und Töfflimeitli, die das Glück haben, einen dieser raren Hödis zu besitzen, wissen wie schwer es ist, passende Ersatzteile oder gar Originalteile zu beschaffen. Die Alpa-Werke AG produziert leider weder Ersatzteile noch verfügt sie über Restbestände. Auch Unterlagen wie Handbuch, Bedienungsanleitung oder Explosionszeichnungen des Motors sind nur noch in seltenen Fällen von Dritten zu erhalten. Dass diese edlen Töfflis überhaupt noch auf den Strassen unterwegs sind, ist den Töfflibuebe und Töfflimeitli zu verdanken, die einen dieser seltenen Hödis besitzen und mit Leidenschaft, Enthusiasmus sowie viel Engagement erhalten. Sie bewahren dieses Stück Schweizer Töffligeschichte und halten den Kult am Leben.
Die gute Nachricht ist, dass es in den letzten Jahren leichter geworden ist, den Alpa-Chopper mit Ersatzteilen zu versorgen. Hartnäckigkeit zahlt sich eben doch aus. Zum einen ist es leichter sich über das Internet mit anderen Besitzern dieses raren Töfflis auszutauschen, zum anderen gibt es auch mittlerweile immer mehr gewiefte Mofatüftler, die hochwertige Nachbauteile in Top-Qualität anbieten. So stehen immer mehr Alternativlösungen für fehlende Originalteile zur Auswahl. Bestimmte Ersatzteile lassen sich mittlerweile ohne Probleme kaufen. Für die Morini-Motoren oder Dell’Orto-Vergaser des Sirnacher Töfflis lassen sich mittlerweile alle Teile beschaffen.
Es ist wahrlich beeindruckend, mit welchem Engagement und mit wie viel Herzblut Töfflibuebe und Töfflimeitli dafür sorgen, dass wenigstens einige Exemplare dieses kultigen Töfflis erhalten blieben. Und die Hoffnung bleibt, dass in Zukunft wieder mehr dieser Hödis auf den Strassen bestaunt werden können.
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Bildquellen:
Beitragsbild: Alpa Chopper von Benjamin für https://www.mofainserate.ch/
Silberne Alpa Chopper von Benjamin für https://www.mofainserate.ch/
Chopper aus den USA © Firma V – stock.adobe.com
Grün-Silberne Alpa Chopper von Michael für https://www.mofainserate.ch/
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