Bremsbacken und Bremsbeläge wechseln und warten

Maxi S von Mattia
In der Garage

Safety first

Wer bremst verliert? Nicht wirklich, denn im Fall der Fälle sind wir alle froh, wenn das Töffli punktgenau und sicher zum Stillstand kommt. Alle Teile dieser Baugruppe sind permanent grossen Materialbeanspruchungen ausgesetzt. Deswegen solltest du sie immer gut in Schuss halten und warten. Wir geben dir nützliche Tipps und wissenswerte Hinweise rund um die Bremsen deines Töfflis.

Bremsen in Schuss halten

Um deine Bremsanlage in Ordnung zu halten und zu reparieren ist es nützlich, die Funktion genauer zu verstehen. Man unterscheidet zwei Arten von Bremssystemen: die Scheibenbremse und die Trommelbremse. Wichtig ist es bei beiden Systemen, die Bremsanlage regelmässig nachzustellen. Da Bremsen Verschleissteile sind, kündigt sich der bevorstehende Belagwechsel, respektive das Nachstellen, durch nachlassende Bremswirkung deines Töfflis an. Von einem Moment auf den anderen wird die Bremskraft aber nicht nachlassen, zumindest nicht verschleissbedingt. Anders sieht es aus, wenn ein anderer Defekt vorliegt. Am ehesten merkst du das am Bremshebel, der mittels Bowdenzug die Bremsanlage betätigt. Wenn alles in Ordnung ist, dann darf der Leerweg des Bremshebels einen Zentimeter betragen, nicht mehr. Unter Leerweg versteht man den Bereich zwischen Ziehen des Hebels bis zum Zupacken der Bremse.

Bremshebel rechts Scheibenbremse universal

Regelmässiges Nachstellen erhält die Bremskraft

Lässt die Bremswirkung erstmals nach einem Belagwechsel nach, reicht es oftmals schon, die Verzögerungsmechanik nachzustellen. In den meisten Fällen gibt es dazu zwei Möglichkeiten. Die Stellschraube ist entweder am Hebel des Lenkers angebracht, oder sie befindet sich an der Bremstrommel am Hinter- oder Vorderrad. Das Funktionsprinzip ist bei der Trommelbremse dasselbe wie das einer Scheibenbremse.

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Hast du die Stellschraube gefunden, dann musst du die Kontermutter lösen und ein Stück weit aufdrehen. Jetzt kannst du mittels der eigentlichen Stellschraube so lange drehen, bis der genannte Leerweg am Bremshebel ungefähr einen Zentimeter beträgt. Wenn du danach die Kontermutter festgezogen hast, dann ist das Nachstellen abgeschlossen. Die Bremsanlage bremst wieder wie vorgesehen. Sollten die Stellschrauben allerdings schon ganz herausgedreht sein und der Leerweg des Bremshebels immer noch über einem Zentimeter liegen, dann musst du den Bowdenzug auch nachstellen. Dazu drehst du die Stellschrauben bis zum Anschlag fest, löst den Bowdenzug und ziehst ihn soweit raus, bis der berühmte Zentimeter erreicht ist. Danach alles wieder festdrehen und mittels der Stellschraube die Feinjustierung einstellen.

Stellschraube M5x34 mm

Wie unterscheiden sich Scheibenbremse und Trommelbremse?

Das Austauschen der Bremsbeläge ist wirklich kein Hexenwerk. Ausserdem macht es natürlich Spass, selbst an deinem Mofa zu schrauben. Die beiden unterschiedlichen Prinzipien der gängigen Bremssysteme sind einfach zu verstehen. Da ist zum einen die Scheibenbremse. Bei diesem System ist eine Metallscheibe mit dem Rad deines Töffli verbunden und dreht sich mit dem Rad mit. Betätigst du nun den Bremshebel am Mofa, dann werden die Bremsbeläge an die Scheibe gedrückt, dadurch verlangsamt sich die Drehung des Rades.

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Bei der Trommelbremse ist das ähnlich, wenn auch etwas aufwendiger. Hier liegen die relevanten Teile in der Bremstrommel, die fest mit dem Rad verbunden ist. Im Inneren der Bremstrommel liegen zwei Bremsbacken, auf die Bremsbeläge aufgeklebt sind. Durch das Ziehen des Bremshebels werden beide Bremsbacken an die sich drehende Bremstrommel gedrückt. Der Effekt ist der Gleiche: Dein Töffli wird langsamer, oder kommt ganz zum Stehen.

Bremsbeläge oder Bremsbacken erneuern – So geht’s

Mise en place. Ein Begriff, den man vor allem aus der Küche eines Restaurants kennt. Aber auch für dich ist das mise en place, die „Bereitstellung“ von Teilen und geeignetem Werkzeug, sehr zu empfehlen. Es spart Zeit und vor allem Nerven. Ganz gleich, ob Trommelbremse oder Scheibenbremse, das Prinzip ist gleich: Leg dir also erst die Teile griffbereit auf die Werkbank. Dann holst du dir das benötigte Werkzeug. Du benötigst:

  • Eine Spitzzange
  • Einen passenden Maul- oder Ringschlüssel
  • Eine Schieblehre
  • Einen Schraubendreher
  • Ausserdem Kupferfett und Bremsenreiniger
  • Einen Federspanner und eine Drahtbürste
GPO Federzieher universal

Hast du alles vorbereitet, dann musst du das entsprechende Rad ausbauen. Spanne das Rad in einen Schraubstock ein. Aber Achtung: Natürlich mit der Seite, die der Bremsanlage gegenüber liegt. Vorher solltest du zwei Aluminium-Platten zwischen die Backen des Schraubstocks legen, um zu vermeiden, dass das Gewinde der Felge Schaden nimmt. Ist das Rad sicher eingespannt kannst du schon mit dem Schlüssel die Befestigungsschraube der Bremsankerplatte lösen und von der Trommel abziehen. Das war’s schon mit der Demontage.

Speichenfelge 17" Alu schwarz massiv Scheibenbremse vorne

Auch der Rest dieser Wartungsarbeit erweist sich nicht als besonders schwierig. Jetzt hast du die Bremsbacken frei vor dir liegen. Du beginnst damit, die Feder zu lösen, dann kannst du die alten Bremsbacken entfernen. Im nächsten Schritt solltest du die Bremsankerplatte gründlich säubern. Jetzt kommt die Drahtbürste zum Einsatz. Damit entfernst du allen Schmutz gründlich. Vor allem verkrusteter Bremsstaub kann die neuen Bremsbacken empfindlich schädigen.

Bremsankerplatte Grimeca Ø 90 mm Vorderrad komplett

Ist die Ankerplatte sauber, solltest du die Aufnahmepunkte der Bremsbacken mit Fett einpinseln, am besten eignet sich dafür Kupferfett, weil es sehr hitzebeständig ist. So ist die ungestörte Beweglichkeit der Bremsbacken garantiert. Der Zusammenbau erfolgt umgekehrt und genauso unkompliziert. Als nächsten Schritt machst du dich daran, die Trommel zu reinigen. Dazu nimmst du das Rad aus dem Schraubstock. Für die Reinigung der Bremstrommel ist ein Streifen Schmirgelpapier ideal geeignet. Anschliessend sprühst du das Teil grosszügig mit Bremsenreiniger ein, lässt den Reiniger etwas einwirken und reibst es mit einem sauberen Tuch aus.

Probefahrt nicht vergessen!

Abschliessend schraubst du das Rad wieder an dein Mofa. Über die Stellschrauben nimmst du die Feineinstellungen vor, bevor du dich auf deinen Sattel schwingst und eine Probefahrt mit deinem Mofa unternimmst. Auf den ersten rund hundert Kilometern wirst du feststellen, dass die Bremswirkung noch nicht ganz bei einhundert Prozent liegt. Denn auch eine neue Bremsanlage muss sich erstmal „einarbeiten“. Daher ist eine Probefahrt auch besonders wichtig, denn so gewöhnst du dich an das neue Bremsgefühl.

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