Das Tomos Classic XL 25-Töffli
Alles zur Geschichte des Schwestermodells des Puch-Maxi-Mofas
Tovarna Motornih Vozil – Eine Mofaschmiede mit Tradition
Im Jahr 1954 wurde in Sezana, nahe der italienischen Grenze, ein Werk gegründet, das Kleinmotorräder und Aussenbordmotoren herstellte: Tomos. Der Name ist eine Abkürzung für „Tovarna Motornih Vozil“. Anfänglich bildeten Modelle von Puch die Basis der Zweiräder, wie zum Beispiel die Austro-Legende MS50, besser bekannt als „Stangl-Puch“. Ab 1960 versuchte sich Tovarna Motornih Vozil auch im Automobilbau. Und das gar nicht mal so erfolglos. Das Rezept: Man nehme einen erfolgreichen Hersteller und baue dessen Fahrzeuge in Lizenz. Der Produzent kopierte die Citroën-Fahrzeuge, natürlich zu Beginn die legendäre Ente 2CV und später auch den Ami6 und andere Modelle.
Das Ganze ging derart durch die Decke, dass man 1972, zusammen mit Iskra und Citroën, das Unternehmen Cimos gründete. Tovarna Motornih Vozil verlagerte dann seine Autoproduktion und hatte somit freie Kapazitäten für die Mofa- und Motorradherstellung. Cimos fertigte bis 1985 weiter Citroën-Modelle wie die Göttin DS, den CX und GS. Danach verlegte man sich auf das Zuliefergeschäft. Bis heute. Bei Tovarna Motornih Vozil selbst ging es erfolgreich weiter. Ab 1970 produzierte man eine 750er und zählte zu einem der bedeutendsten Zulieferer für die Motorradsparte von BMW. Die Slowenen produzierten aber auch eigene Modelle, die vor allem bei Renneinsätzen brillieren konnten. Doch eines der erfolgreichsten Modelle der Marke war ein Lizenzmodell: Das Tomos Classic 25 XL-Mofa – die jugoslawische Schwester des österreichischen Puch-Maxi-Töfflis.
Gewachsene Verbindung – Österreich und der Balkan
Die österreichisch-ungarische k. u. k. Doppelmonarchie hörte zwar 1918 auf zu existieren, aber in den 51 Jahren ihres Bestehens bildeten sich viele Gemeinsamkeiten in Kultur und Gesellschaft, was sich stellenweise bis heute auswirkt. So ist es sicher kaum verwunderlich, dass österreichische Unternehmen intensive Geschäftsbeziehungen zu Firmen aus den Balkan-Staaten pflegten, wie eben auch Puch und Tovarna Motornih Vozil. Kaum war der Puch-Maxi-Hobel auf dem Markt, stellten auch die Jugoslawen ihr Classic XL 25-Mofa in die Schaufenster der Töffli-Händler.
Das österreichische Mofa und das Töffli vom Balkan waren sich sehr ähnlich. Beide hatten den charakteristischen Tank, der im Rahmen integriert war. Aber hier fand sich schon ein kleiner, aber feiner Unterschied. Während das Puch-Maxi-Mofa einen 3,2-Liter-Tank vorzuweisen hatte, spendierten die Südosteuropäer ihrem Töffli ein 4-Liter-Reservoir. Auch beim Gewicht unterschieden sich die Modelle. Wog der Puch-Maxi-Hobel nur 44 Kilogramm, brachte es das Classic XL 25-Modell auf 55. Beide verfügten über den gleichen Motor, einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 48,8 cm³ (Bohrung x Hub: 38 x 43 Millimeter).
Das Aggregat leistete 1 KW, also 1,36 PS. Während sich die Schwestern äusserlich sehr ähnlich waren, gab es aber bei der Leistung deutliche Unterschiede. Das Maxi-Modell wurde für die unterschiedlichen Märkte speziell konfektioniert, so lief es in Deutschland mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. In der Schweiz und Österreich kam die Standardausführung des Austro-Hobels dagegen auf satte 40 km/h. Das Tomos Classic XL 25-Töffli bleibt in den meisten Ausführungen jedoch deutlich unter der 40-Kilometermarke.
Schöne Schwestern trotz technischer Unterschiede
War der Tomos Classic XL 25-Hobel zum Beispiel mit einem Dell’Orto Vergaser SHA 14-9 bestückt, konnte das Puch-Maxi-Modell durchaus auch mit einem Gaswerk von Bing ausgerüstet sein. Auch zeigte sich das Tomos-Mofa deutlich durstiger als das Töffli der Österreicher. Der Jugoslawen-Pfupf genehmigte sich 2,5 Liter Gemisch auf 100 Kilometern, während der Austro-Hobel mit 1,5 Litern wesentlich genügsamer war.
Auch im Westen eine beliebte Alternative: Der Exportschlager von Tomos
Nicht nur hinter dem Eisernen Vorhang war das jugoslawische Töffli beliebt. Jugoslawien war unter Titos Führung schon immer sehr westlich orientiert. Der Export heimischer Produkte brachte doch auch heiss ersehnte Devisen ein. Kein Wunder also, dass auch das Classic XL 25-Modell nicht nur sporadisch in den Westen exportiert wurde. Und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende des unsäglichen Bürgerkrieges, exportierte das neu gegründete Slowenien weiter das beliebte Mofa in den Westen. Und warum sollte das südosteuropäische Mofa keine Alternative sein? War es doch fast so robust und zuverlässig wie sein österreichischer Verwandter. Und natürlich auch optisch ein echter Hingucker. Die Fahrt auf der Classic ist ganz grosses Kino.
Bildquellen:
Beitragsbild: Von Der.krusche - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25634334
Tomos 2 CV von 1968: Von Buch-t - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27854552
Tomos Classic 2: Von Vishal Soniji - originally posted to Flickr as Moped on the street (Daikanyama), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4228328
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