Töfflibuebe-Feeling – Der Schweizer Mofakult der 70er und 80er

Sachs Pony 503GT von Bruno
MOFAGESCHICHTE

Die Ursprünge des Schweizer Mofa-Kults

Der Schweizer Mofakult, der Ende der 1960er Jahre einsetzt und bis in die 1980er Jahre anhält, ist für viele Töfflibuebe mit den legendären Modellen von Pony Motos, Piaggio oder Puch verbunden. Aber auch mit einem bestimmten Lebensgefühl und natürlich jeder Menge schöner Erinnerungen. Mofakult life blickt zurück, stellt einige der beliebtesten Töfflis dieser Zeit vor und spürt dem Geist jener Zeit nach.

Die eidgenössische Mofa-Szene der 60er- und 70er-Jahre: mit dem Mini-Motorrad hielten Freiheit und Unabhängigkeit Einzug in die Schweizer Jugendzimmer. Am 1. Januar 1961 wurde die neue Fahrzeugkategorie „Motorfahrrad“ eingeführt. Damit markierte dieses Datum auch den Beginn einer völlig neuen Bewegung. Im wahrsten Sinn des Wortes. Der Schweizer Bundesrat legte die Eckdaten fest: Ein Motor mit 50 cm³ sollte das „Motorfahrrad“ mitbringen, nicht lauter als 75 Dezibel sein und höchstens 30 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit fahren. Dafür durfte man es schon mit der Vollendung des 14. Lebensjahres bewegen, eine Fahrprüfung wurde nicht verlangt. Der Bundesrat argumentierte, man wolle speziell der Jugend der überwiegend ländlich gelegenen Regionen den Zugang zu Gymnasien und Berufsschulen erleichtern. Und traf damit ins Schwarze. Aber nicht nur die Schweizer Jugend fuhr auf die Öfen ab, auch die Arbeiterschaft und „der kleine Mann“ konnten sich nun dieses günstige Fortbewegungsmittel leisten. Die Nachfrage nach Velos brach zeitgleich ein, aber dafür boomte der Verkauf von Töfflis umso mehr.

Puch Maxi S von Patrick

Die 68er – Und der Duft von Freiheit und Abenteuer

Ende der 1960er-Jahre spukte ein neuer Geist durch Europa und die ganze Welt. Die 68er-Bewegung wollte alte Zöpfe abschneiden, den 1000-jährigen Muff unter den Talaren des Establishments austreiben. Im Gefolge der revoltierenden Studenten entdeckten auch die Schweizer Töfflibuebe ihren ganz persönlichen Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit. Und als dann 1969 Peter Fondas Meisterwerk „Easy Rider“ zum Kultfilm der 68er-Bewegung avancierte, zog er auch die Töfflibuebe und Töfflimeitli in seinen Bann. So mancher Töffliebuebe fühlte sich ganz wie Dennis Hopper, wenn er mit seinem Hödi morgens zur Berufsschule fuhr. Das Motorfahrrad war mehr als ein profanes Fortbewegungsmittel, es wurde zum Symbol der Freiheit, des Abnabelns von der Elterngeneration. Es wurde zum Kult. Dieses Lebensgefühl der Töfflibuebe, das besondere Töfflibuebe-Feeling, geht einher mit der Befreiung aus alltäglichen Zwängen und räumlicher Enge. Ausflüge mit dem Töffli, zusammen mit Freunden, wurden für die Jugend zu Abenteuern. Innerhalb kürzester Zeit wurde die alte Ordnung auf den Kopf gestellt.

Alpa Chopper von Michael

Die Glaubensfrage: Pony Motos, Puch oder Piaggio

Im Jahr 1961 war Amsler & Co. der erste Hersteller, der Swiss made Töfflis produzierte und bis zum heutigen Tag unter dem Markennamen „Pony Motos“ vertreibt. Aber auch andere Töffli-Schmieden drängten in jener Zeit auf den Schweizer Markt: Puch, Sachs, Piaggio und wie sie alle hiessen. Bald schon kristallisierten sich Modelle heraus, die besonders bei Jugendlichen Begehrlichkeiten weckten. Zu den beliebtesten Feuerstühlchen zählten das Puch Maxi, das Pony 503 GT Cross und das Piaggio Ciao. Lautete die Glaubensfrage bei Musikfans damals Beatles oder Rolling Stones, so war die Frage bei Töfflibuebe und Töfflimeitli ebenso klar definiert. Für den einen kam ausschliesslich das Puch Maxi in Frage, andere waren davon überzeugt, dass das Piaggio Ciao das Mass aller Dinge sei. Und der nächste Töfflibuebe schwor Stein und Bein, dass das Pony 503 GT Cross das beste Töffli der Welt sei.

Sachs von Nicolas

Drei Mofas, drei Meinungen, ein Lebensgefühl

Grund genug für uns, einen Blick auf die Top-Seller zu werfen. Amsler & Co. in Feuerthalen bauen seit 1961 Mofas. Ihre Mofas der Marke „Pony Motos“ gelten als robust und langlebig. Das liegt nicht zuletzt am Motor, der für einen grossen Teil der Pony-Modelle von Fichtel & Sachs zugekauft wurde. Der legendärste dieser Motoren ist der „Sachs 503“, der sich auch im Modellnamen des Pony 503 GT Cross wiederfindet. Diesen Motor lieferte Fichtel & Sachs ausschliesslich in die Schweiz. Die Töfflis mit Handschaltung geben aus 47 cm³ 0,8 PS ab, die Automatik-Versionen leisten 1,2 PS, die ebenfalls aus dem 47 cm³-Motor kommen. Bei den neuen Modellen ist ein 49 cm³-Motor des italienischen Herstellers Beta verbaut, der auch 1,2 PS bereitstellt. Da die Modelle in grossen Stückzahlen verkauft wurden und bis heute gebaut werden, ist die Versorgung mit Ersatzteilen gut möglich.

Pony 503GT

Das Piaggio Ciao, das kultige Italo-Töffli, erfreute sich ebenfalls bis heute grosser Beliebtheit bei Töfflibuebe und Töfflimeitli. Ein Grund dafür ist sicher, dass die Leistung stimmte. So lieferte das Piaggio Ciao SC der zweiten Serie ordentliche 1,4 PS aus 49 cm³. Insgesamt unterteilt man den Ciao in fünf Baureihen (Serien), die immer mit etwas mehr Zubehör und technischen Neuerungen bedacht wurden. Den Ciao gab es auch als dreirädriges Modell „Ciao Porter“, mit Ladefläche (oder Koffer) vor dem Lenker. Auch hier ist das Thema Ersatzteile kein Grund für Sorgenfalten.

Piaggio Ciao PX Bobber Umbau von Max

Der Dritte im Bunde ist das Puch Maxi. Dessen Form stammt vom französischen Design-Genie Louis Lucien Lepoix, der für etliche LKW-Hersteller wie DAF, Steyr, Kaelble und Pegaso arbeitet, aber auch für Bugatti tätig war. Ein besonderes Feature des Maxis ist der im Rahmen integrierte Tank. Typisch für den letzten „echten“ Puch (Das Maxi war das letzte von Puch entwickelte Fahrzeug, bevor die Marke an Piaggio verkauft wurde) ist die schier endlose Liste an Versionen und Sondermodellen. Diese Modellvielfalt ist wohl auch ursächlich für die heute noch grosse Verbreitung, nicht nur in Österreich und der Schweiz. Vielmehr ist sie noch heute Teil des Strassenbildes, von Gibraltar bis Spitzbergen. Bei der Leistung liegt sie mit den Konkurrenten ziemlich gleichauf, 1,2 PS aus 48,8 cm³. Allerdings sind die Ersatzteile etwas schwieriger zu beschaffen. Hier können aber Nachbauteile von swiing weiterhelfen.

Puch Maxi S von Jannick

Renaissance des Töfflis und Widerentdeckung der Slow Riding Culture

Heute boomen sie wieder, die Töfflis. Mancher Töfflibuebe erinnert sich wieder an seine Jugend. Nachdem die guten alten Hödis während der 1990er etwas in Vergessenheit geraten waren.  Mofa-Events finden regen Zulauf, das Frisieren und Tunen von Mofas ist zum beliebten Freizeitvergnügen geworden, genau wie das Restaurieren der alten Hödis. Auch die Jugend entdeckt das Töfflibuebe-Feeling von einst für sich. Ein Wermutstropfen stellt allerdings die Versorgung mit Ersatzteilen dar. Trotz des Mofa-Booms in den 70er und der weiten Verbreitung, sind Original-Ersatzteile häufig schwer aufzutreiben. Glücklicherweise gibt es neben den Nachbauteilen auch viele Universalteile, die sich in den meisten Hödis verbauen lassen.

Lenker Vorbau gerade Chrom Retro

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Bildquellen
Sachs Pony 503GT von Bruno: www.mofainserate.ch/
Piaggio Ciao PX Bobber Umbau von Max : www.mofainserate.ch/
Puch Maxi S von Jannick: www.mofainserate.ch/

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