Was es mit KTM-Pony-Töfflis auf sich hat
Einmalige Tradition im Zweiradbau
Heute lassen sich Fahrzeughersteller, die noch Mofas bauen, fast mühelos an einer Hand abzählen. Die Firma Amsler & Co. AG in Feuerthalen gehört dazu. Seit 1961 werden hier im Kanton Zürich die legendären Pony-Mofas gebaut. Die Modelle GTX und Cross des Schweizer Herstellers werden – und das ist wohl weltweit einzigartig – seit dem Jahr 1961 ist fast unveränderter Form gebaut, zumindest was das charakteristische Erscheinungsbild angeht.
In der langen Zeit in der die Zweiräder, die das Emblem eines quicklebendigen Pferdchens tragen, produziert werden, gibt es natürlich viel Wissenswertes zu erfahren und so manche Anekdote zu erzählen. Im Laufe der Zeit kooperierte die Amsler & Co. AG bei der Mofaproduktion mit renommierten ausländischen Firmen. Ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Feuerthaler Mofas und der Zusammenarbeit mit ausländischen Fahrzeugherstellern ist dabei die langfristige Kooperation mit der KTM Motor-Fahrzeugbau KG aus Österreich.
Zusammenarbeit mit KTM
Die Geschichte der Feuerthaler Mofas lässt sich nicht erzählen, ohne die lange Zusammenarbeit der beiden Zweiradspezialisten zu beleuchten. Als ein Relikt dieser Kooperation hat sich bis heute der Name KTM-Pony gehalten, der die Hödis bezeichnet, die in der Zeit der gemeinsamen Fahrzeugfertigung entstanden sind. KTM, seinerseits ein sehr renommiertes Unternehmen und Fahrzeughersteller von Weltruf, wurde bereits 1934 von Hans Trunkenpolz als Schlosserei gegründet. Einige Zeit später erweiterte er den Geschäftsbereich und begann mit dem Verkauf sowie der Reparatur von DKW-Töfflis und Motorrädern sowie Autos der Marke Opel. Im Laufe der Zeit reifte die Idee, ein eigenes Motorrad zu kreieren.
Der Prototyp war 1952 fertig und 1954 startete die sehr erfolgreiche Produktion von KTM-Zweirädern. Das T im Namen der Firma steuerte Trunkenpolz bei, das K steht für Ernst Kronreif, der 1953 als Kompagnon in die Firma aufgenommen wurde und das M im Firmennamen weist auf den Standort in Mattighofen hin. Die Liste der verschiedenen Mofas, Motorroller und Motorräder, die in diesem Unternehmen entwickelt und produziert wurden, ist lang und auch im Rennsport waren die Maschinen aus Österreich sehr erfolgreich. Dass die Amsler & Co. KG mit diesem erfahrenen Fahrzeugbauer kooperierte, war also ein cleverer Schachzug.
Amsler bezog für den Bau der Mofas, die später umgangssprachlich gerne als KTM-Pony bezeichnet werden sollten, zunächst wichtige Zubehörteile wie Mofa-Tachos aus Österreich. Man liess die Töfflis aber zunächst weiterhin in Feuerthalen fertigen, bevor die Fertigung und Endmontage der Hödis dann für einen begrenzten Zeitraum komplett ins österreichische Ausland verlegt wurde. Die Zusammenarbeit war sehr erfolgreich und zahlreiche KTM-Ponys entstanden in dieser Epoche. Trotz der hohen Stückzahlen, die in der Phase der Kooperation der beiden Zweiradhersteller entstanden, sind fahrbereite und original erhaltene KTM-Ponys heute eher selten auf Schweizer Strassen zu bestaunen.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit fand ein jähes Ende, als die Nachfrage für Mofas ab Ende der 1980er-Jahre nachliess, um schliesslich regelrecht einzubrechen. Als die Situation für die Produzenten von Mofas zunehmend schwierig wurde und viele Lieferanten von Zubehörteilen aufgeben mussten, holte Amsler die Fertigung des Pony-Cross-Mofas und des Standardmodells GTX wieder in die Schweiz zurück. Die im österreichischen Exil produzierten KTM-Ponys waren nun Geschichte. In Vergessenheit gerieten die beliebten KTM-Ponys aber nicht. Bis heute werden die Töfflis von Kennern und Liebhabern geschätzt. Auch wenn die Ersatzteilversorgung für KTM-Ponys nicht so unkompliziert möglich ist, wie das bei den Modellen der Fall ist, die nach dieser Epoche der Zusammenarbeit wieder in Feuerthalen produziert wurden.
An den Motoren sollt ihr sie erkennen
Die Kooperation mit dem österreichischen Hersteller KTM ist aber nicht die einzige Zusammenarbeit, die für die Feuerthaler Mofas prägend wurde. Denn Amsler & Co. KG arbeitete im Laufe der Zeit mit verschiedenen Partnern eng zusammen. Am deutlichsten lässt sich das an den Motoren der Töfflis aus Feuerthalen erkennen. Lange Zeit war der Sachs-Motor bei diesen Modellen Standard. Das unter Zweiradbegeisterten sehr bekannte Unternehmen Fichtel & Sachs wurde 1894 in Schweinfurt gegründet. Aus dieser Zweiradschmiede stammen nicht nur die legendären Sachs-Motoren der Reihe 503 und 504. Auch für viele andere bedeutende Erfindungen im Bereich der Zweiradtechnik, wie dem Velofreilauf, der Rücktrittbremse oder der Torpedo-Freilaufnabe zeichnet das Unternehmen Fichtel & Sachs verantwortlich.
Mit Sicherheit gehören die Sachs-Mofamotoren jedoch zu den bekanntesten Erfindungen des fränkischen Herstellers. Auch die Töfflis aus der Mofaschmiede Amsler wurden lange Zeit mit den Sachs-Motor-Modellen 502, 503 oder 504 ausgerüstet. Den Sachs-Motor 503 lieferte Fichtel & Sachs dabei sogar ausschliesslich in die Schweiz. Wie zuverlässig ein Sachs-Motor ist, sieht man daran, dass gegenwärtig noch viele Oldies mit dieser Motorisierung gute Dienste leisten. Und das, obwohl schon seit langem keine Mofas mit Sachs-Motor mehr ausgeliefert wurden. Der traurige Grund dafür ist, dass Sachs von Mannesmann übernommen und die traditionsreiche Motorenfertigung leider eingestellt wurde. Das bedeutet, die Amsler & Co. AG musste sich einen Nachfolger suchen. Mit der Firma Betamotor aus Italien wurde ein neuer Lieferant gefunden. Jüngere Pony-Töfflis werden deswegen von einem Beta-Motor angetrieben.
Töffli-Fans lieben das klassische Design
Seit circa 60 Jahren werden die Modelle GTX und Cross nahezu unverändert produziert. Schnelllebige Moden und kurzlebige Trends spielen nach Ansicht des Chefs der Amsler & Co. AG beim Mofa-Kauf nicht die entscheidende Rolle. Die Kunden schätzen heute das klassische Design und die authentische Formgebung. Tatsächlich teilen viele Töfflimeitli und Töfflibuebe diese Meinung, manche Dinge kann man vielleicht auch einfach nicht besser machen. Die Konstanz des Erscheinungsbildes hat den Vorteil, dass die Mofas einen hohen Wiedererkennungswert haben. Sie haben ein Gesicht, das sich einprägt. Vom soliden Rahmen mit Teleskopgabel und charakteristischem Mofalenker bis zum schicken Tank mit dem markanten Logo wirkt alles wie aus einem Guss.
Gepäckträger, Sattel und andere Bauteile fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Wenn Paul Amsler, der die Amsler & Co. AG heute führt, gefragt wird, wie lange noch Pony-Cross und Pony GTX in der Feuerthalener Mofaschmiede montiert werden, reagiert er gelassen. Seine Firma hat die wechselvollen Zeiten des Töfflis mit ihren Höhen und Tiefen überstanden. Anders sieht es bei renommierte Konkurrenten aus, die sich seit längerem aus dem Mofa-Geschäft verabschiedet haben.
Bildquellen:
KTM Hobby III : Von Der.krusche (Martin Krusche) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27746308
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